Wenn Du Dich fragst ob es sich lohnt weiterzumachen:
überlege Dir ob das hier auf Dich zutrifft!
Ich bin der festen Überzeugung, dass eine meiner Hauptaufgaben als Mutter die ist, meine Kinder bewusst Schwierigkeiten aufzusetzen. Es ist meine Aufgabe Hürden zu suchen, die sie an den Rand ihres Komfortbereichs bringen und ihnen dann die Hilfestellungen zu geben die sie brauchen um (alleine) diese Hürde zu bewältigen. ‚Alleine‘ ist mir hierbei sehr wichtig, denn ich werde nicht immer für sie da sein können. Ich will das sie innerlich gefestigt genug sind um zu sagen: das macht mir Angst, aber ich mache und schaffe es trotzdem.
Lass mir Dir ein Beispiel geben:
Mein ‚Grosser‘ ist nicht besonders gross. Tatsächlich ist er der Kleinste seiner Klasse. Aber er ist ein kluges Köpfchen und seine Klassenlehrerin versicherte mir in unserem ersten Halbjahresgespräch (1.Klasse), dass T sich -schulisch- prächtig mache und sie sich fast schon ein bisschen schuldig fühle, weil sie sich bewusst ist, dass sie meinem Sohn nicht so viel Aufmerksamkeit schenkt wie manch anderen Kindern die (lautstark) mehr Aufmerksamkeit einfordern.
Klingt gut - ist es auch. Aber ...
gleichzeitig ist uns (und der Lehrerin) aufgefallen das T sich schwer tut/sehr schüchtern ist, wenn es um Aktivitäten geht die mehr körperlich als kopflastig sind. Manchmal ist er so eingeschüchtert, dass er es gar nicht erst probieren will, weil er weiss, dass er mit den anderen nicht wird mithalten können.
Und das geht so überhaupt nicht für mich.
Ich will meinen Kindern in Mark und Bein gravieren, dass man nicht immer der Beste sein kann, aber immer sein Bestes geben kann. Und das es kaum etwas Besseres im Leben gibt, als das Gefühl von Zufriedenheit und Errungenschaft wenn man seine eigenen Ängste und Zweifel hinter sich gelassen hat. Das Schlimmste im Leben ist es mit der Angst im eigenen Kopf zu leben.
Und so habe ich ihn zum Eishockey angemeldet.
Und so habe ich ihn zum Eishockey angemeldet.
Schlittschuhlaufen lernen ist keine einfache Angelegenheit. Es ist körperlich anstrengend, kann sehr frustrierend sein (wenn man zu Beginn ständig fällt) und hat aber gleichzeitig auch das Potenzial sehr schnell sehr belohnend sein, wenn man seinen Fortschritt von Woche zu Woche sieht.
Und hier ist was mir an unserer Eishockeyschule am Besten gefällt:
Jedes Mal wenn ein Kind neu dazukommt und sich im Eishockey/Schlittschuhlaufen probieren will, trommelt der „Big Boss“ (der Ober-Ober-Chef der auch die Profis/Erstligisten trainiert) alle Kinder um sich zusammen und hält eine Rede. Die geht ungefähr so:
Big Boss: „Kids, heute haben wir X und Y zum ersten Mal hier die gern probieren wollen ob unser Klub was für sie ist. Aber bevor sie das tun können, müssen wir Ihnen erklären wie das bei uns läuft. Also: WO SIND WIR HIER?“
Alle Kinder brüllen im Chor: „In der Eishalle!“
Big Boss: „Und was machen wir hier?“
Kinder: „Wir spielen Hockey!“
Big Boss: „Wir spielen Hockey?“
Kinder: „EIS-Hockey!“
Big Boss: „Ah ha! Und Eis ist…?“
Kinder: „Kalt und glatt!“
Big Boss: „Und wenn es glatt ist, dann …?“
Kinder: „… dann fällt man auch!“
Big Boss: „Wer fällt?“
Der Big Boss, alle Kinder, alle Trainer und auch die Grossen (die Jugendlichen die aushelfen) strecken ihre Hockeyschläger in die Höhe.
Big Boss: „Alle fallen mal! Ist das schlimm?“
Kinder: „NEIN!“
Big Boss: „Nein ist es nicht. Warum ist das nicht schlimm?“
Kinder: „Weil es dazugehört!“
Big Boss: „Ganz genau. Es gehört dazu. Es ist Teil des Spiels - für die Kleinen und auch für die Grossen! Und wenn das ein Teil des Spiels ist, was ist dann der Andere? Was gehört noch dazu?“
Kinder: „Das wir wieder aufstehen!“
Big Boss: „Ganz genau so ist es. Also X und Y, wir werden jetzt spielen. Wir werden fallen und wir werden wieder aufstehen um weiter zu spielen. Alle zusammen. Los, habt Spass!“
Dann heulen/bellen alle nochmal wie Wölfe, geben sich ihren eigenen Trommelwirbel indem sie mit den Schlägern auf das Eis hauen und düsen schließlich los. Jede Gruppe/Entwicklungsstufe in ihre Ecke der Halle, aber alle sehen was alle machen - auch wie sie fallen. Und auch wie sie wieder aufstehen.
What a nice reminder.
Ich finde das jedes Mal aufs Neue wieder schön zu sehen und zu hören.
Zum Einen für meine Kinder, die jetzt mittlerweile selbst wie die Irren die Antworten zurück brüllen, als auch für mich selbst.
Sei es als die Mutter, die selbst so manches Mal an ihre Grenzen kommt und sich pädagogisch manchmal ins Aus schießt, oder als Selbstständige die ebenso knieschlotternd festfrieren kann, aus Angst davor auf die Nase zu fallen. Dann sag ich mir jetzt auch immer:
„Ich spiele, ich falle, ich steh wieder auf - wie alle anderen auch. Ziel des Spiels ist nicht ‚nicht zu fallen‘, sondern zu lernen, sich zu verbessern und Spaß an der Sache zu haben.“
Bellen tu ich (noch) nicht - dafür aber lachen, denn wenn meine Jungs im Alter von 4 und 6Jahren das (Wiederaufstehen & das „ist-nur-halb-so-schlimm“) lernen konnten, dann ich doch erst recht, oder?!
Was mir jetzt noch aufbauen muss, ist meine eigene kleine „Eishockeymannschaft“ 😉
Seine Kinder fallen, weinen und aufgeben wollen zu sehen ist natürlich ebenso keine leichte Angelegenheit. Auch ich stand die ersten Male am Rand der Eisfläche und rief den Jungs Dinge zu wie: „Komm T., steh wieder auf./Bleib nicht auf dem kalten Eis sitzen M./ Traut euch ein bisschen schneller zu fahren - ist wie beim Fahrrad: Schneller ist einfacher als langsam!/Halb so schlimm./Du schaffst das!“
Aber damit kann man auch mehr Schaden als Gutes anrichten, denn sie sollen es nicht für mein Lob, oder meine Aufmerksamkeit tun.
In Woche drei kam ein älterer, sehr grimmig aussehender (und ehrlich gesagt auch Angst einflößender) Mann auf mich zu und meinte nur:
„Junge Frau, die einzigen die hier was zu brüllen haben, sind die, die sich auf dem Eis befinden. Ihr Kind weint und hat Angst vorm Fallen? Kein Problem, da kümmert sich gleich jemand drum. Ihr Junge ist nicht hier um sich Bestätigung vom Mami zu holen, sondern zu lernen sich Hilfe von denen zu holen die ihm auch tatsächlich helfen können. Sie sind nicht auf dem Eis, Sie können nicht helfen, also brüllen Sie hier auch nicht rum. Der Platz der Eltern ist auf der Tribüne!“
Ähhhm, hat der grad mit mir so geredet??? *Schock, aber...
Wo er Recht hat, hat er Recht!
Und ich will auch ehrlich sein: die erste Saison war nicht easy für meinen Jungen und seine Teilnahme an den Trainings nicht immer ganz freiwillig. Diese (zweite)Saison hat auch mit etwas Angst im Vorfeld begonnen. Aber das hatte sich gleich in Training Nr.1 erledigt. Die Erkenntnis, dass er nichts verlernt hat und es jetzt auch noch Kleinere gibt die erst anfangen, haben ihn sehr motiviert und Anschub gegeben. So viel, dass ich mir selbst eine Saisonkarte für die Eishalle kaufen musste, weil wir neben dem Samstagstraining, jetzt auch als Familie immer Mittwochs Schlittschuhlaufen gehen.
Samstags aber sitze ich jetzt immer schön brav auf der Tribüne und schaue stillschweigend zu. Kommt es vor, dass meine Kinder meinen Blick suchen, gibt es einen Daumen hoch. Egal ob sie grad ganz stolz darüber sind eine neue Übung gemeistert haben, oder frustriert auf dem Eis liegen.
Das Wichtigste ist nicht ‚der Beste‘ zu sein, sondern sein Bestes zu geben - und Spaß dabei zu haben!“ #ahomeworthhaving #wertEvollleben
Mich interessiert nun brennend: Welche wert(e)vollen Lektionen hast Du aus der Entwicklung Deiner Kids für Dich lernen können?